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Quelle: Tim Schaarschmidt

Erdkunde Kurs trifft Bahnchef

+++ Folgender Artikel ist am 24.08.2023 in der HAZ erschienen | Autorin: Maike Jacobs | Artikel hier im Original ansehen +++

Zu hohe Preise, überfüllte Bahnen, mangelhaftes WLAN: Das sagen Schüler aus Hannover dem Bahn-Chef

Um mehr über die künftigen Bahnkunden zu erfahren, hat sich Bahnchef Richard Lutz mit einem Leistungskurs aus Hannover getroffen. Ihnen erklärte er auch, warum die Bahn gar nicht so unpünktlich ist.

Hannover. Um zu erfahren, was junge Leute über die Bahn denken, hat Bahnchef Richard Lutz rund 20 Jugendliche zum Talk „CEO meets Gen Z – die neue Generation Bahn!“ eingeladen. Diese Gesprächsrunde fand zum ersten Mal in Hannover statt. Und die Schülerinnen und Schüler hatten einige Kritikpunkte auf ihrer Agenda.

Zu hohe Preise, überfüllte Bahnen, mangelhaftes WLAN, schlechte Kommunikation, wenn Züge ausfallen oder sich verspäten, und fehlende Autoreisezüge – dazu hatte der Erdkunde-Leistungskurs vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium Memes vorbereitet, um mit dem CEO der Bahn zu sprechen. Dieser gab sich auf Augenhöhe – so durften ihn die Jugendlichen gleich duzen.

 Bahnchef hat kein Einser-Abi

Sehr persönlich erzählte Lutz, dass sein Abi mit 2,1 gar nicht so überdurchschnittlich gut gewesen sei: „Ich habe dafür als Schüler viel Zeit ins Schachspielen investiert.“ Der Bahnchef berichtete von seinen drei erwachsenen Kindern, die alle kein Auto mehr fahren. Auch er fahre mit der Bahn in den Urlaub an die Ostsee: „Ich habe keinen Dienstwagen und fliege nicht, weil es mir wichtig ist, meinen CO2-Fußabdruck gering zu halten“, sagte der Bahnchef und erklärte: „Die Bahn ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel.“

Das umweltfreundliche Verreisen war bei den Schülern aber gar nicht so im Fokus. Einige gaben sogar zu, das Flugzeug vorzuziehen, wenn es schneller und günstiger sei – der Bahnchef war überrascht. Anderen war gar nicht bewusst, wie umweltfreundlich die Bahn ist: „Wir nutzen E-Mobiltät. Die Züge fahren mit Strom, den wir aus erneuerbaren Energien beziehen“, betonte Lutz.

Jugendliche kritisieren Preispolitik

Ein Thema der Schüler: die häufigen Verspätungen der Bahn. Dazu hatte Lutz eine eigene Sicht: Während Autoreisende Zeit für Staus einplanten, sei die Erwartungshaltung der Bahnreisenden, dass die Züge immer pünktlich ankommen müssten: „Man fühlt sich im Zug ausgeliefert, weil man kein aktiv Handelnder ist“, sagte er. Außerdem: Verspätete Züge seien besonders im Fokus der Öffentlichkeit. Dadurch entstehe ein falscher Eindruck. „Dabei kommen von 800 Zügen nicht mehr als zehn Züge unpünktlich. Die durchschnittliche Ankunftsverspätung beträgt nur zehn Minuten.“

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Preispolitik: Bahnfahren sei für junge Menschen viel zu teuer. Doch dem hielt Lutz entgegen, dass es Frühbucherrabatte gäbe. Bis 18 Jahre könne man zum Sparpreis für 12,90 Euro fahren. „Das habe ich noch nicht gesehen“, sagt Schülerin Anna nach dem offiziellen Talk. Allerdings seien solche Frühbucherrabatte zu unflexibel: „Ich kann jetzt nicht entscheiden, wann ich 2024 mit der Bahn in den Urlaub fahre. Vielleicht werde ich im Abi nachgeprüft oder ich bekomme einen Studienplatz ganz woanders.“ Die Jugendlichen fänden es gut, wenn es einen Studentenrabatt gäbe. „Junge Leute haben nicht so viel Geld.“ Das 9-Euro-Ticket hätten beispielsweise alle gern und viel genutzt, bestätigen sie.

Schüler wollten noch so viel mehr ansprechen

Insgesamt fand der Kurs es spannend, den Bahnchef getroffen zu haben. Kritik gab es aber auch: „Er hat sehr viel geredet und manche Themen dabei überspielt“, sagte Schülerin Merle rückblickend. Sie und ihre Mitschüler hätten ihre Ideen, wie sie sich die Bahn der Zukunft vorstellen, nicht mehr vortragen können. Jugendticket, Studentenrabatt, einfachere und übersichtlichere Preisgestaltung, Digitalisierung und mehr hätte sie ansprechen wollen.

Bahnchef Lutz kann sich gut vorstellen, den Talk in Hannover zu wiederholen. „Es ist anders, ob man mit Jugendlichen in Berlin, Hannover oder mit Jugendlichen, die auf dem Lande wohnen, spricht.“

Quelle: Tim Schaarschmidt

 

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