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Besuch von Tim Gerstenberger und Heiko Heybey

Nicht nur HAZ-Leser*innen wissen es: Es vergeht keine Woche ohne Nachrichten zum Thema „Innenstadtentwicklung“. Auch an der Käthe beschäftigt sich das neu angebotene Seminarfach „Zukunftswerkstatt: Stadtentwicklung“ unter der Leitung von Matthias Hahn intensiv mit diesem Thema. 16 Schüler* innen aus dem zwölften Jahrgang entwickeln kreative Ideen, um die Hannoveraner Innenstadt für junge Menschen wieder attraktiver zu gestalten. Am Ende von 13.1 werden Kurzfilme produziert, in denen die Ideen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Auf dem Weg dorthin stehen viele Exkursionen, eigene Recherchen und Gespräche mit Expert*innen auf dem Plan.

So besuchte uns am 12. September 2024 der Bauingenieur TIM GERSTENBERGER aus dem Fachbereich „Planen und Stadtentwicklung“ der Stadt Hannover im Unterricht. Wir hatten die Möglichkeit, ihm zahlreiche Fragen zu stellen, woraufhin sich ein interessantes Gespräch entwickelte, das uns bei der Ideenentwicklung für unsere Filmproduktion weiterhilft.

Wir sprachen über die anstehenden Maßnahmen, die aus dem Hannoveraner Innenstadtdialog im Jahr 2021 hervorgegangen sind und nun umgesetzt werden. Das INNENSTADTKONZEPT 2035 mit dem Titel „MITTE NEU DENKEN“ samt aller Maßnahmen ist online abrufbar. Auch über die LEIPZIG-CHARTA für integrierte Stadtentwicklung haben wir gesprochen. Eine gelungene Stadtentwicklung denkt Stadt nicht nur als Ort zum Einkaufen, sondern in Zukunft noch vielmehr als Ort für vielfältige Freizeitgestaltung, zum Arbeiten, zum Wohnen oder zur Bildung. Gerstenberger gab uns wichtige Einblicke, wie die Stadt Hannover bei der Umsetzung von Projekten vorgeht, sodass uns nun klarer ist, welche Aspekte wir bei unseren eigenen Projekten noch bedenken müssen.

Auf unsere Frage, was dagegenspreche, dass die Stadt Hannover leerstehende Gebäude in der Innenstadt aufkauft, wie beispielsweise die Stadt Offenbach es kürzlich mit dem leerstehenden Kaufhofgebäude gemacht hat, erinnerte uns Gerstenberger an das gegenwärtig knappe Budget der Stadt Hannover. Auch mache die Architektur vieler dieser Gebäude umfassende und kostspielige Umbaumaßnahmen notwendig. Das hieße jedoch nicht, dass die Stadt kein Geld in die Hand nimmt und kulturelle Angebote fördert: Wir erfuhren, dass das MusikZentrum erst kürzlich von der Stadt Hannover gekauft wurde, wobei das Vorkaufsrecht mit einem Eingriff in den Immobilienmarkt genutzt wurde. Gerstenberger rät uns, bei der Entwicklung von Konzepten zu überlegen, inwiefern dabei andere Probleme der Stadt mitgelöst werden könnten (Synergien ist das Stichwort), um einen breiteren Rückhalt in der Stadtbevölkerung zu bekommen.

Ein paar Wochen später besuchte uns HEIKO HEYBEY am 26. September 2024, um seine Erfahrungen mit uns zu teilen. Heybey betreibt das Café Spandau in der Nordstadt und das Strandleben in Linden. Er ist maßgeblich für Hannovers ersten Surfspot, die Leinewelle, verantwortlich und hat früher auch das Musikfestival BootBooHook mitveranstaltet.

Heybey hat uns Mut gemacht, bei der Entwicklung zunächst mehr auf unsere eigenen Ideen und Interessen zu hören: Was fehlt uns in der Stadt Hannover? Für was würden wir uns auf den Weg in die Innenstadt machen? Er selbst habe nach Besuchen in Hamburg eine Strandbar wie das StrandPauli in Hannover vermisst. Auf einer Familienfeier in München entstand bei dem begeisterten Surfer Heybey nach einem Gespräch über die Eisbachwelle die Idee für die Leinewelle. Interessant ist auch, wie sehr Heybey von seinem jahrelang aufgebauten Kontaktnetzwerk profitiert. Zum Teil sind es sogar Schulfreunde, die ihm bei der Umsetzung seiner Ideen wie der Leinewelle geholfen haben. Wer weiß, vielleicht heißt es auch in 10 Jahren: Es war das Seminarfach an der Käthe, in dem uns erstmals die Idee gekommen ist, …

Aber auch merken wir, es braucht langen Atem: Rund zehn Jahre hat es gedauert, bis die Leinewelle Wirklichkeit geworden ist. Zunächst sei die Suche nach einem Ort in Hannover aufgrund von Naturschutzgebieten schwer gewesen, woraufhin er die Innenstadt, die auch aufgrund der Lage interessant sei, ausgewählt habe. Er habe selbst erst lernen müssen, was es braucht, um eine künstliche Welle entstehen zu lassen. Hier hat er mit einem Ingenieurbüro zusammengearbeitet. Zugleich wurde der Leinewelle e. V. gegründet, zunächst nur mit zehn Mitgliedern, um einfacher Entscheidungen fällen zu können. Inzwischen zählt der Verein weit über 500 Mitglieder. Dazu kommt die Einwerbung von Geldern – die Leinewelle ist ganz ohne Inanspruchnahme von Steuergeldern entstanden.

Oft sind es auch Zufälle, die eine Idee lostreten. So erzählt uns Heybey, dass es sich bei dem Café Spandau um einen ehemaligen Möbelladen handele. Nur zufällig habe er beim Vorbeilaufen das Verkaufsangebot bemerkt und eine Möglichkeit gesehen, sich den Traum eines eigenen Cafés zu erfüllen, wie er selbst es sich als Student immer gewünscht habe. Zunächst sei das Gebäude zwei Jahre lang als Architektenbüro zur Planung des Cafés genutzt worden. Auch interessiert waren seine Erzählungen vom BootBooHook-Festival, das in Linden jahrelang erfolgreich war und Herr Hahn damals selbst besucht hat. Am Anfang mag die Idee einer einzelnen Person stehen, die Umsetzung wiederum ist alleine nicht zu stemmen, und am Ende sind es die Hannoveranerinnen und Hannoveraner (und Besucherinnen und Besucher), die die Möglichkeit nutzen.

Aus dem Gespräch mit Heiko Heybey konnte unser Kurs mitnehmen, dass wir darauf achten müssen, ob unsere Ideen realistisch sind und nicht bereits ähnlich umgesetzt werden sollen. Auch hat uns das Gespräch noch einmal dazu gebracht, stärker die eigenen Hobbys oder eigene Reisen in andere Städte als Inspiration einzubeziehen.

Wir freuen uns schon auf unser nächstes Treffen mit Luna Jurado, der Geschäftsführerin des Kulturzentrums Faust in Linden, um mehr über Finanzierung und Organisation zu erfahren …

Nelly (Jg. 12)

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