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„Krieg, stell dir vor, er wäre hier“

Ein Bericht von Max aus der 11c

Als die Planung für die Theatervorstellung zum Thema Krieg, Flucht und Vertreibung im Oktober 2021 begann, konnte wohl niemand ahnen, dass wir uns wenige Monate später täglich mit diesem Thema konfrontiert sehen. Unter Anbetracht des Krieges in der Ukraine  ist es umso relevanter, sich vorzustellen, dass es auch in Deutschland dazu kommen könnte, dass wir gezwungen werden zu flüchten.

Von diesem Thema handelt das Theaterstück, welches von einer Schauspielerin des Theaters für Niedersachsen in Begleitung einer Theaterpädagogin vorgespielt und vorgetragen wurde. Das etwa halbstündige Stück, dessen Inhalt auf den 2001 geschriebenen Text der dänischen Autorin Janne Teller zurückgeht, zeigt eindrucksvoll die Geschichte von Jan, der vor dem Krieg in den Nahen Osten flieht, ein Gegensatz zu der uns vertrauteren Fluchtbewegung. Die Zuschauer werden in die Lage einer geflüchteten Person versetzt und erleben, was es heißt, alles zurücklassen zu müssen.

Im Anschluss an die Vorstellung gab es in einer Abschlussrunde die Möglichkeit, über das Theaterstück, den Schauspieler*innenberuf und Flucht im Allgemeinen zu sprechen. Wir konnten uns in einem „Safe Space“ über eigene Erfahrungen mit dem Thema austauschen. Vor allem jetzt, wo das Thema uns alle beschäftigt, ist es noch wichtiger, offen und konstruktiv darüber zu sprechen.

Ein Bericht von Adrian aus der 10f

Am 18.03.22 hatte die Klasse 10f ein kleines Theater-Team vom Theater für Niedersachsen zu Gast, das ein Klassenzimmertheater zum Thema Krieg und Migration für die Klasse vorführte. Finanziert wurde das kleine Projekt von der Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit, die sich mit ihrer Arbeit für liberale Politik auf Bundesebene einsetzt und die freiheitlich-demokratischen Werte der Bundesrepublik vermittelt.

Zunächst hat die Schauspielerin und Theaterpädagogin Jenny Holzer der Klasse das Thema des Theaterstücks in einer kurzen Einleitung vorgestellt. Es gehe um ein Szenario, bei dem kriegerische Auseinandersetzungen in der eigenen Heimat stattfänden und man mit Leid und Tod konfrontiert werde. Dabei werde der Fokus auch besonders auf das Thema Migration gelegt. Die Rezipienten, also die Empfänger des Werks, sollten in die Rolle von Flüchtlingen schlüpfen und sich ausmalen, wie sie so eine krisenhafte Situation selbst handhaben würden. Der Blick auf die Flüchtlinge in dem eigenen Land solle reflektiert werden.

Im Anschluss an die kurze Einleitung hat die Schauspielerin Marisa Wojtkowiak direkt mit der Theatervorstellung begonnen: Sie spielt die 14-jährige Protagonistin der Geschichte, die im vom Krieg zerrütteten Deutschland im 21. Jahrhundert wohnhaft ist. Sie schildert ihre gravierenden Erfahrungen. Von nahezu unbewohnbaren Häusern, faschistischen Machthabern, vom verwüsteten Marionettenstaat und vom Einziehen junger Menschen in den Krieg ist die Rede. Immer wieder fragt sich die Protagonistin, wohin sie nur gehen solle, und schreibt die Frage in arabischer Schrift auf die Tafel. Beim Schildern dieser fiktiven Umstände interagiert die Schauspielerin gelegentlich auch mit dem Publikum und stellt ihm Fragen. Auch schlüpft sie innerhalb der gespielten Geschichte in verschiedene Rollen von Personen, beispielsweise in die vom lokalen Arzt, der keine medikamentöse Behandlung anbieten kann, oder vom besorgten Vater der Familie der Protagonistin.

Schließlich schafft die Familie es, mit ihren letzten finanziellen Mitteln die Flucht nach Ägypten zu finanzieren. In diesem Szenario der Geschichte ist Ägypten kein Krisenland wie Deutschland, sondern ein stabiler und wohlhabender Staat. Die Ankunft im Flüchtlingslager und die weitere Integration in den arabischen Staat Ägypten werden zur Erhaltung der Spannung und Vermeidung der Einseitigkeit der Erzählung aus der Perspektive des Bruders der Protagonistin in Tagebucheinträgen erzählt. Die Protagonistin kommt auf der Grundlage der Eintragungen auf die vielen Probleme der Flüchtlinge in dem neuen Staat zu sprechen. Fremdenfeindlichkeit, die Hetze der AfÄ, der ägyptischen Version der AfD, und Sehnsucht prägen den Alltag der neu angekommenen Flüchtlinge. Die Familie kann sich schrittweise in die ägyptische Gesellschaft einbringen, doch die anhaltende Ausländerfeindlichkeit und Skepsis verstärken das Unwohlsein und führen dazu, dass die Migranten sich fragen, ob das Zuhause besser gewesen wäre.

Nach der Theatervorstellung hat es ein Nachgespräch gegeben, in dem die Klassenkameraden ihre Eindrücke von der Geschichte erzählt haben und ihre Meinung zum Thema abgeben konnten. Spannend ist auch die Fragerunde gewesen, in der diverse Fragen zum Thema „Migration und Krieg“ gestellt und durch Hinsetzen und Aufstehen ohne Kommentare beantwortet werden konnten. Zudem haben die beiden Schauspielerinnen erklärt, dass die dänische Autorin Janne Teller durch ihre Wahrnehmung von zunehmender Ausländerfeindlichkeit dazu animiert wurde, das Buch zu schreiben. In jedem Land gebe es außerdem eine andere übersetzte Version des Textes mit anderen Fluchtzielen und politischen Strukturen, die zum Land, in dem das Buch verkauft werde, passen würden.

Im Nachgespräch ist auch der russisch-ukrainische Krieg angeschnitten worden und es sind Parallelen zwischen den Flüchtlingen im Buch und den ukrainischen Flüchtlingen gezogen worden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl das Buch als auch die theatrale Adaption des Textes Aufklärungsarbeit leisten und die Rezipienten der Werke die Flüchtlinge ihres Landes aus einer anderen Perspektive betrachten lassen sowie die Wichtigkeit des Friedens und der Freundschaft auf der Welt vor Augen führen.

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