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Musik und Kabarett vor ausverkauftem Haus

Käthe-Kollwitz-Schule, Mittwoch, 16. Januar 2019 um 19.00 Uhr. Die Aula ist voll. Souverän, geduldig und stets freundlich weisen die an der Kasse sitzenden Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 6b um Einlass Bittende darauf hin, dass alle Möglichkeiten erschöpft seien, da sei nichts zu machen; man könne sich ja bei den netten Eltern der Big Band etwas zu trinken holen, könne noch vor den abgeschlossenen Türen im Aulavorraum etwas von der Atmosphäre mitbekommen, aber hineingehen ohne Eintrittskarte sei ausgeschlossen.

Mehrere Dutzend Hörwillige gehen zurück nach Hause. Man kann deren Frustration nachvollziehen. Das Gebotene war ein Höhepunkt musikalisch-kabarettistischer Unterhaltung. Die Rundumversorgung war bestens, die Stimmung war den jeweiligen Situationen angepasst. Der Eintrittspreis niedrig – das Leistungsniveau ausgezeichnet. Es war ein Benefizkonzert. Alle Beteiligten engagierten sich freiwillig und kostenlos für einen guten Zweck. Für finanziell weniger betuchte Musikschüler sollen Stipendien eingerichtet werden; zunächst einmal eines, aber weitere Freiplätze sind möglich. So hat dieser Abend insgesamt über 3000€ eingebracht. Das Startkapital für dieses wichtige Vorhaben ist jetzt vorhanden und kann nur noch auf der nach oben offenen Skala erweitert werden. Der Kabarettist Brodowy wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, wie wichtig sog. „weiche“ Fächer für die Sozialisierung junger Menschen sind; wer sich aktiv mit Musik beschäftige, dem fallen andere Fächer leichter, dem eröffnen sich weite Horizonte, der begreife die Welt besser. Er habe sich spontan bereit erklärt, für diesen Zweck gemeinsam mit der KKS Big Band diesen Abend zu gestalten.

Zwei Stunden Unterhaltung, voller Intensität, voller Höhepunkte. Die KKS Big Band traut sich, hat keine Scheu, es mit den Großen in diesem Metier aufzunehmen. Die Arrangements der Musikstücke stammen ausnahmslos von arrivierten Künstlern. Der Klangkörper der Bigband zeigt eine nahezu professionelle Geschlossenheit, in der Kochkunst spricht man von „a point“, exakt in den Einsätzen, brillant die Soloinstrumente und harmonisch das Zusammenspiel von Orchester und den Vokalisten Marit bzw. Santiago. Sehr routiniert sensibel vorgetragen mit eigenen Nuancen verziert das von Marit gesungene „Time after Time“ und der Zugabesong „All about that Bass“ und überraschend kräftig die Stimme von Santiago, der sich an „Sway“ und an „How sweet it is“ wagte und zu überzeugen vermochte. Michael Thiemann braucht nur wenige dirigierende Handbewegungen, das Spiel der Bigband schnurrt wie ein Luxusauto, und das Publikum wähnt sich mittendrin, die Reise mit der Bigband tut gut: der Seele und dem Geist. Und so wird vom Publikum im Takt mitgeklatscht und es wird zwischendurch bei den Soloeinsätzen der Musiker Liv, Johann, Herrn Kulasek, Marit, Tristan, Piet und Maximilian mit Applaus goutiert, was zum grandiosen Zusammenwirken aller Mitwirkenden hervorragend beigetragen hat.

So kommt Freude auf und verstärkt wird diese Freude durch die Wort- und Gesangbeiträge Matthias Brodowys. Gelassen, so als sei der Abend auch für ihn eine erquickliche Angelegenheit, steht er auf den Bühne und erzählt beiläufig erlebte Augenblicksmomente: Diese Konversationen in Großraumwaggons der Deutschen Bundesbahn liefern exzellente Beispiele situativer Kommunikation, an denen er uns belegt, wir humorvoll wir doch auf Bundebahnfahrten sein können. Die unüberhörbaren Kaugeräusche seines Sitznachbarn, Mitreisende die sich lautstark über ost-nord-westfriesische Inseln in einen geographischen Disput hineinsteigern, der nur durch die abrupt abbrechende, aber in der Höhenlage verharrenden und somit Fortsetzung des Satzes verheißenden Lautsprecherdurchsage übertroffen wird. Die im Lächeln sparsamen Hannoveraner haben es dem Gebürtigen Wolfsburger angetan: Erst auf den dritten Blick wird seine Attraktivität und die der Stadt deutlich. Liebenswert unterschätzt ist diese Stadt und diesem Zustand entgegenzuwirken ist Matthias Brodowy ein Pläsier. Sein Lied „Stadt mit Keks“ lässt Verliebtheit spüren. So lieben wir ihn und so wird die KKS Big Band unter Leitung von Michael Thiemann geliebt.

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(Stö)

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